PERITONEALKARZINOSEInformationen für Patienten


1. Was ist eine Peritonealkarzinose?

Peritonealkarzinose (auch Carcinosis peritonei oder Peritonitis carcinomatosa genannt) ist ein flächiger Befall des Bauchfells mit bösartigen Tumorzellen.

2. Welche Tumoren können Peritonealkarzinose verursachen?

  • Peritoneales Mesotheliom: tumor, der sich im Bauchraum entwickelt
  • Peritoneales Pseudomixom: tumor, der durch Schleim (Mukozele) entstanden ist, oft im Blinddarm (Appendix) lokalisiert
  • Primärtumoren, die in anderen Organen entstanden sind:
    • Dickdarm- Enddarm
    • Eierstock
    • Bauch
    • Brust
    • Pankreas

3. Wie viele Patienten mit Peritonealkarzinose werden jedes Jahr diagnostiziert?

Die Anzahl variiert in Abhängigkeit von der Herkunft des Tumors:

  • Peritoneales Mesotheliom: bei 2/3 der Patienten pro 1 Million Menschen pro Jahr
  • Peritoneales Pseudomixom: bei 1/2 der Patienten pro 1 Million Menschen pro Jahr
  • Peritonealkarzinose durch Tumore, die in anderen Organen entstanden sind: hunderttausende Patienten jedes Jahr.

Es wird geschätzt, dass mindestens 15% der Kolontumor Patienten, 60% der Eierstocktumor Patienten und 50% der Magentumor Patienten eine Peritonealkarzinose entwickeln können.

4. Was sind die Symptome der Peritonealkarzinose?

Während der Anfangsphase kann eine Peritonealkarzinose völlig asymptomatisch verlaufen. In vielen Fällen ist sie nur während der chirurgischen Entfernung des Primärtumors erkennbar.

Dies könnten die Symptome sein:

  • Bauchbbloatinglähungen
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Übelkeit und Verstopfung
  • Bauchschmerzenpain
  • Müdigkeit
  • Atemnot infolge größerer Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle (Aszites)

5. Was sind die am meisten empfohlenen Diagnoseverfahren bei einer Peritonealkarzinose?

Einen spezifischen Test gibt es nicht; eine Kombination verschiedener Unter-suchungsverfahren ist erforderlich, z.B.:

  • Blutanalysen zur Bestimmung von Tumormarkern
  • Computertomographien (CT)
  • Positron Emission Tomographien (PET)
  • Biopsien
  • Laparoskopien
  • Endoskopien

6. Gibt es eine Behandlung für Peritonealkarzinose?

Es ist noch nicht lange her, dass die Behandlung einer Peritonealkarzinose ein relativ nutzloser Aufwand war und Patienten in der Regel nur für wenige Wochen oder Monate überlebten, abhängig vom Schweregrad des Tumors und vom Zustand des Patienten.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Situation geändert. Jetzt können viele Krankenhäuser auf der ganzen Welt spezialisierte Behandlungen für ausgewählte Patienten anbieten.

7. Was bedeutet „Behandlung einer Peritonealkarzinose“?

Es ist ein komplexer chirurgischer Eingriff in zwei miteinander kombinierten Phasen, die nacheinander ausgeführt werden:

1. CRS – Cytoreduktive Chirurgie: Entfernung aller sichtbaren Tumore im Bauch.
Zunächst muss eine sichere operative Entfernung aller Tumoren innerhalb der Bauchhöhle erfolgen, so dass keinerlei Spuren malignen Gewebes mehr verbleiben.

2. HIPEC – Hypertherme Chemoterapy: Ziel der HIPEC  ist die Eliminierung der restlichen, mikroskopisch kleinen Einlagerungen und Tumorzellen, die für das Auge unsichtbar sind und im Bauchraum nach der Operation zurückgelassen werden könnten.

Es erfolgt die Verabreichung einer erhitzten Flüssigkeitslösung hochkonzentrierter Chemotherapeutika direkt in die Bauchhöhle. Es ist ein echtes „Baden“ der Bauchhöhle für 60/90 Minuten durch Zirkulieren des erhitzten Chemotherapeutikums bei 42-43 ° Celsius unter Verwendung spezieller Geräte.

CRS + HIPEC: erfahren Sie mehr

8. Wie ist die Lebenserwartung unbehandelter Patienten?

Die mittlere Überlebenszeit für unbehandelte Patienten beträgt ab der Diagnose ca. 2-6 Monate, abhängig vom jeweiligen Tumor.

9. Wenn ich eine Behandlung durchführen lasse, wie hoch ist die Chance auf Heilung? Tritt der Krebs eventuell wieder auf?

Die Behandlung wird mit dem Ziel auf Heilung des Patienten durchgeführt; dennoch muss betont werden, dass die Peritonealkarzinose ein sehr aggressiver Krebs ist, der in einigen Fällen nach dem Eingriff wieder auftreten kann.

Auch wenn nicht alle Patienten behandelt werden können, im Allgemeinen kann eine Überlebenszeit von Jahren anstatt von Monaten erwartet werden.

Die Prognose kann durch viele Faktoren beeinflusst werden wie:

  • Ursprung und Ausdehnung des Tumors bei Diagnoseerstellung
  • Möglichkeit, alle sichtbaren Tumorzellen während der Operation abzutöten
  • Patientenbedingungen

10. Kann diese Behandlung bei allen Patienten durchgeführt werden, unabhängig von der Herkunft der Peritonealkarzinose?

Nein, nicht alle Patienten sind geeignet für eine CRS + HIPEC Behandlung: es hängt ab von Faktoren wie Alter, Allgemeinzustand, Ursachen der Peritonealkarzinose und dem Schweregrad der Erkrankung bei der Diagnoseerstellung.

Diese Behandlungsform gilt derzeit als Standardverfahren in vielen Ländern, insbesondere für ausgewählte Patienten mit diagnostizierten Mesotheliomen, Pseudomixomen sowie Peritonealkarzinosen, die durch Kolon- bzw. Rektumkrebs entstanden sind.

Einige Krankenhäuser führen diese Behandlung auch für andere Indikationen wie Peritonealkarzinose bei Magen- oder Eierstockkrebs durch.

11. Wie lange dauert der Eingriff?

Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert in der Regel 3 bis 9 Stunden, kann aber in einigen Fällen auch länger dauern.

12. Worin bestehen mit diesem Verfahren verbundene Risiken?

Trotz der Komplexität des Verfahrens gilt dieser Eingriff mittlerweile als sicher.

Die Sterblichkeitsrate bei dieser Behandlung liegt niedriger als 3%, also deutlich günstiger als bei anderen chirurgischen Eingriffen mit hohem Risiko.

13. Gibt es postoperative Nebenwirkungen?

Dieses Verfahren ist sehr komplex und invasiv, weshalb Nebenwirkungen öfters auftreten können.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Lungen- oder Blaseninfektionen, Wund-komplikationen und einige Tage lang Schwierigkeiten beim Trinken und Essen.

Infektionen des Bauchraums treten weniger häufig auf.

Signifikanter Haarausfall wird selten beobachtet.

14. Wie lange muss ich nach dem Eingriff im Krankenhaus bleiben?

Circa 2-4 Wochen.

15. Sollte ich nach dem Eingriff eine Chemotherapie durchführen lassen?

Um die Ergebnisse des Eingriffs weiter zu verbessern, kann der Arzt eine zusätzliche systemische Chemotherapie vornehmen. Eine derartige Chemotherapie, die in der Regel 4-6 Wochen nach dem Eingriff beginnt, erfolgt mittels Infusionen und/ oder Tabletten mit dem Ziel der Verhinderung bzw. Verzögerung des Wiederauftretens von Krebs und dessen Ausbreitung als Metastasen in anderen Organen wie Nieren oder Lunge. Diese Art der Chemotherapie wird als „adjuvante Chemotherapie“ bezeichnet.

16. Sollte ich regelmäßige Kontrollen nach dem Eingriff machen lassen?

Ja, eine erste Kontrolle sollte in der Regel ein paar Wochen nach dem Eingriff erfolgen.

Weitere Kontrollen werden alle 3 Monate durchgeführt. Diese Anzahl sinkt allmählich und beträgt dann nur noch einmal pro Jahr.

17. Welche Krankenhäuser wenden dieses Verfahren an?

Viele Krankenhäuser auf der ganzen Welt können dieses Verfahren für ausgewählte Patienten anbieten.

Dies ist eine sehr anspruchsvolle Behandlung. Deshalb ist es erforderlich, dass die Patienten sorgfältig von einem multidisziplinären Team bewertet werden, welches hohes Fachwissen auf dem Gebiet der Peritonealkarzinose hat und besetzt ist mit internistischen Onkologen, chirurgischen Onkologen, Radiologen und Pathologen.

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